Ich gehe so gerne ins Museum. Aber noch lieber gehe ich in einen Museums-Shop. Ich weiß nicht warum, aber die besten Bücher findet man in einem Museums-Shop. Und so erging es mir auch in der vergangen Woche. Ich war seit langem einmal wieder in der Kestner-Gesellschaft. (Ehrlich gesagt, war ich dort, um Kaffee zu trinken. Aber das ist eine andere Geschichte.) Beeindruckt von der großen und feinen Auswahl an Büchern, vor allem in englischer Sprache, fiel mein Blick auf ein Buch, dessen Titel mich sofort gepackt hat: »Futurability«
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir der Autor Franco Berardi bis zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt war. Bei der Gelegenheit habe ich mich auch einmal mit der Geschichte des »Verso« Verlags beschäftigt. Es erscheint mir ziemlich konsequent, dass Berardi dort veröffentlicht: Er ist Philosoph und Aktivist und man versteht ihn wohl am besten vor (s)einem marxistischen, autonomen und linken Hintergrund. Den Schwerpunkt seiner Arbeit bildet das Nachdenken über die Medien und ihre Rolle im Kapitalismus.
Es gibt mittlerweile selten Bücher, die ich mit Bleistift lese. Futurability ist so eines. Beinahe über jeden Satz muss ich nachdenken. Beinahe jeder Satz scheint wichtig zu sein, um den nächsten Gedankenganz zu verstehen. Und so werde ich wohl eine Weile brauchen, bis ich damit durch bin.
Doch schon der Anfang bringt mich ordentlich ins Nachdenken. Die Buchteilung »Potency – Power – Possibility« findet sich in der Einleitung wieder und wird erklärt. Dabei beschreibt Berardi Möglichkeit (possibility) als eine Inhaltlichkeit (»content«), Potential (potency) als Dynamik (»energy«) und Macht (power) als Form (»form«). (Ob ich mit diesen meinen Übersetzungen zukünftig zufrieden sein werde, ist natürlich offen.) Doch bevor er genauer einsteigt, finde ich zu Beginn seines Nachdenkens über die Möglichkeit einen besonderen Verweis, über den ich länger nachdenken musste: Zeit steht im Verhältnis zum Potential, denn sie zeigt, was wird, woran sich so etwas finden lassen könnte, wie die Ewigkeit. Berardi verweist im Gegensatz dazu auf ein »altes philosophisches Denken«, das die Zeit anders gedacht hat, nämlich als eine Unterbrechung von oder ein Einbrechen in die Ewigkeit.
Gerade als Theologin, als jemand, die vermutlich voll und ganz in den Verdacht gerät, die Zeit als »Einbruch in die Ewigkeit« zu deuten, bin ich neugierig geworden: Vor welchem Hintergrund werden Zukünfte diskutiert? Welches Zeitverständnis spielt dabei eine Rolle? Und in welchem Verhältnis steht diese zu einem Verständnis von Ewigkeit (mindestens implizit)? Faszinierend!
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.